Zur Geschichte des Kleingartenwesens in Erfurt

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Um am Ende des 18. Jahrhunderts das Problem der Armut Herr zu werden, wurden parzellierte Gärten vom Landesherrn, Firmen oder den Städten gegründet. Erste Gärten auf gemeinsamen Gelände sind aus Weimar bekannt. Bereits 1787 erwähnte Friedrich Schiller, dass in Weimar eine Gartenanlage errichtet (1777) und unter 75 Pächtern aufgeteilt wurde. Diesen Zeitpunkt kann man als Wurzel oder Anfang des Kleingartenwesens in Thüringen als Nutzgarten bezeichnen.

Eine andere Entwicklungslinie sind die sogenannten Schrebergärten die zuerst in Leipzig mit der Gründung des Schrebervereins „Westvorstadt" 1864 entstanden. Das Ziel dieser Bewegung war u.a. die Erziehung von Kindern, die gärtnerische Komponente trat in den Hintergrund.
Im Jahre 1887 entstand die älteste Kleingartenanlage (nach Schreber) Thüringens in Altenburg
"Bauhof 1". In den Folgejahren gründeten sich jährlich neue Vereine. Bereits 1910 gab es in Thüringen 24 Vereine und 1931 79 Vereine mit 15000 Mitgliedern. Nach dem ersten Weltkrieg traten beide Bestrebungen dem 1921 gegründeten „Reichsverband der Kleingartenvereine Deutschlands" bei. Am 11. Juni 1922 wurden auf Einladung des Reischsverbandes der Kleingartenvereine Deutschlands die Thüringer Kleingärtner zu einem Kleingärtnertag nach Erfurt eingeladen. Das war die Geburtsstunde des Landesverbandes Thüringen.

1892 entstand die heute noch bestehende älteste Kleingartenanlage in Erfurt der „Prießnitzverein“ am Steigerwald nähe Thüringenhalle gelegen. Die Prießnitzbewegung beruht auf den fünf Säulen der Naturheilkunde Licht, Luft, Wasser, Bewegung und Ernährung. Die nächsten Gründungen von Kleingartenvereinen sind 1901 „Hirnzigenberg“ ,1911 „Reseda“ oder 1913 „Unterm Stollberg“. Eine vielzahl von Vereinen gründeten sich in der Notzeit nach dem ersten Weltkrieg wie 1919 „Am Schwemmbach“, 1921 „Neuer Weg“, „Einheit“ und „Peterborn“. Auch Behörden wie Post oder Polizei gaben ihren Beamten, mit der Gründung von Gartenanlagen die Möglichkeit ihren Lebensunterhalt zu sichern, so 1923 „ Am Petersberg“.

Die Stadt Erfurt hatte im Jahre 1920 ein Kleingartenamt errichtet. Die Landbeschaffung war bei steigenden Bedarf die Hauptaufgabe. In dieser Zeit sind 5000 Gärten in ca. 50 Kolonien mit einer Gesamtfläche von 150 ha in der Planung. Es entsteht ein "Kreisverband der Kleingärtner Siedler und Kleintierzüchter" in Erfurt. Nur durch die Mitgliedschaft entsteht ein Anspruch ein Kleingarten in Erfurt zu erwerben.

Dieser Ausweis trägt das Datum von 1923.

Weitere Gründungen in Erfurt waren 1927 „Die Erdbeere“, 1932 „Am Kreuzchen“ oder 1947 „Brühler Herrenberg“. Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges kam es durch Erlass zum verbesserten Schutz der Kleingartenanlagen, denn die Kleingärten waren für die Versorgung der Menschen durch die Kriegsereignisse zu einer Existenzfrage des Staates geworden. Nach der Gründung der DDR 1949 konnten weitere Gartenanlagen entstehen.

Durch Auflagen und Wettbewerb wurde die Vereine angehalten ihren Anteil zur Obst und Gemüse Produktion zu leisten.


 

Als Dokumente ihrer Zeit wurden Urkunden für Auszeichnungen ausgestellt.

Infolge des Wohnungsbauprogramms (Plattenbau) stieg auch die Notwendigkeit Gartenanlagen als Ausgleich zu schaffen. Es entstanden 1970-1990 in Erfurt 30 Kleingartenanlagen wie z.B. 1974 „Riedblick“, „Am Ried“ 1969 oder „Am Hungerbachhölzchen“ 1977.
Die Kleingärtner wurden im Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) ab 1959 zwangsorganisiert (Quelle Wikipedia). "Der zentrale Verband des VKSK gründete sich am 29. November 1959 in Leipzig und gestaltete sich zentralistisch als eigenständige Organisation. Es folgten Verbandstage in Leipzig (1963 und 1966) und Berlin (1965). 1962 zählte der VKSK rund 850.000 Mitglieder.
Die SED nahm am 22. Mai 1976 auf ihrem IX. Parteitag ein neues Programm an, aufgrund dessen in der Folgezeit die Kleingärtner stärker gesellschaftlich anerkannt und gefördert wurden. Am 15. September 1977 verfügte die DDR-Regierung die Erhöhung der Anzahl der Kleingartenanlagen. Weitere Verbandstage fanden in Magdeburg (1977), Karl-Marx-Stadt (1982) und Dresden (1988) statt." (Quelle Wikipedia).

Im Jahr 2010 feiert der Stadtverband der Kleingärtner sein 20. jähriges bestehen. Ihm gehören 120 Kleingärtnervereine in Erfurt mit insgesamt 8.603 Parzellen an. Die Fläche des Pachtlandes
beträgt 389 ha.

Holger Werner 2014